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125 Jahre Gasthof „Zur Post“ in Bohmte

Gastronomie im Wandel der Zeit, gepflegte Gastlichkeit, gut bürgerliche Küche, Kegeln als sportliche Betätigung oder eben als Geselligkeit im Club, Familienfeste und Tanzkurse im Saal, dann Country und Western oder Jazz als Open Air oder im Saal, Treffpunkt für Fußballfreunde, Vereinslokal des TV 01 Bohmte, Hotelbetrieb - auf einen Nenner gebracht, der Gasthof „Zur Post“ in Bohmte.

Im Süden des lang gestreckten Dorfes an einem verkehrsreichen Platz gelegen, in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs und des Rathauses, betreiben Helga und Jürgen Bunselmeyer seit 1974 das Gasthaus mit dem geschichtsträchtigen Namen. Das Posthorn ziert den Eingangsbereich, wo viele Gäste in den Jahren ein und ausgegangen sind. Dabei ist die Geschichte des Gasthofes „Zur Post“ viel länger. 125 Jahre sind ins Land gezogen, viel Wasser ist, wie der Volksmund sagt, die Hunte hinab geflossen.

Der 22. Februar 1886, das war der Tag, als mit einer Verfügung der Kaiserlichen Oberpostdirektion Oldenburg die Geburtsstunde dieses Hauses schlug. Seit dem Tag sind 125 Jahre vergangen. Die Zeit hat viele Veränderungen mit sich gebracht, die Nutzung des Hauses passte sich diesen Veränderungen, den Anforderungen der Zeit an. Am 1. April 1945 erwarb dann Heinrich Bunselmeyer, der Vater des jetzigen Betreibers, das Anwesen, um dann am 15. August 1945 den Gastwirtschaftsbetrieb neu zu eröffnen.

Am 17. Juli soll nun dieses Jubiläum gebührend gefeiert werden. Ein Frühschoppen mit musikalischer Begleitung, Live-Musik ist angesagt, für reichlich Essen und Trinken wird gesorgt sein. Erinnerungen werden aufgefrischt, denn viele werden sich noch an das Jubiläum vor 25 Jahren erinnern.

Warum aber nun der Name „Gasthof zur Post?“ Im Jahre 1886 hatte Heirich Rabe, seinerzeit als Postverwalter tätig, folgendes geschrieben: „Behufs Erlangung größerer Postdiensträume sowohl als auch einer größeren Privatwohnung wurde die Erbauung eines eigenen Hauses in Aussicht genommen. Auf meinen Antrag hat die Kaiserliche Oberpostdirektion in Oldenburg mittels Verfügung vom 22. Februar 1886, Nr. 2215, die Genehmigung zu dem Neubau und die Verlegung des Postamtes in denselben genehmigt.“

Damit hatte die Geschichte angefangen, die Geschichte eines Hauses, welches mit der Bohmter Post und dem gesamten Wittlager Postwesen eng verknüpft bleiben wird. Das Bohmter Briefpostamt befand sich im „Arzthause“ neben dem alten Gemeindeamt, später dann im Gasthaus Gieseke und dann auf dem Kleinschmagenschen Grundstück. Ein bedeutendes Ereignis, die Eröffnung der Staatsbahn Osnabrück-Bremen vergrößerte den Bohmter Postbetrieb erheblich und machte eine Verlegung des Postamtes in die Nähe des Bohmter Bahnhofes notwendig.

Die Oldenburger Oberpostdirektion verlegte aus dem Grunde das Postamt in das Nebengebäude des Hotels Seling und löste den damaligen Postexpedienten Reinert durch einen „geprüften“ Postbeamten ab. „Zur Erlangung eines zweckmäßigen Bauplatzes“, so schieb Heinrich Rabe weiter, „trat ich mit dem Freiherrn Hilmar von dem Bussche Hünnefeld, Rittergutsbesitzer auf Hünnefeld bei Essen - der Ort trug damals die Bezeichnung Bad Essen noch nicht - in Verbindung. Da die Besitzung des genannten Herren von dem Bussche ein Fideicommis-Besitz ist, konnte das Grundstück, auf dem das Haus erbaut werden sollte, nicht käuflich erworben, sondern nur gepachtet werden.

Am 27. Februar 1886 wurde daher zwischen mir und dem Freiherrn Hilmar von dem Bussche Hünnefeld ein Pachtkontrakt notariell geschlossen - Dr. Meier, Notar in Essen bei Wittlage - und die Dauer der Pachtzeit auf 50 Jahre, das ist vom 1. Oktober 1886 an beginnend, festgesetzt. Nach diesem Kontrakt geht das Grundstück in dem dem Bahnhof gegenüber gelegenen Dreieck, zwischen den beiden Chausseen Bohmte-Osnabrück und Bohmte-Bad Essen, pachtweise in meinen Besitz über.“

Interessant die Baugeschichte: Für den Bau seines Hauses übertrug Rabe die Maurerarbeiten an Maurermeister Karl Finke aus Essen, der das Haus für 1700 Mark erstellen musste. Das Material musste allerdings der Bauherr selber stellen. Die Bruchsteine lieferten die Bauern Wellner, Bothmer und Teckner. Die Backsteine wurden für 23,50 Mark pro Tausend von Ziegeleibesitzer Warner in Mehnen bei Levern gekauft. Den Kalk lieferte Kalkofenbesitzer Zell in Bohmte, den Sand der Bauer Düsing aus der Bohmterheide, 10 Pfennige das Fuder, mehrere Bauern aus Bohmte und der Umgebung beteiligten sich bei der Anfuhr.

Die Zimmerarbeiten übernahm Zimmermeister Beeck aus Wehrendorf und erhielt dafür 500 Mark. Die Balken lieferte Mühlenbesitzer Kahrmeyer aus Wehrendorf frei Haus für 840 Mark. Für 48 Mark erstellte Maurermeister Wessel aus Jöstinghausen den Brunnen. Die Tischlerarbeiten führte Tischlermeister Nienhüser aus Bohmte aus und Malermeister Bühning aus Bohmte den Anstrich der Zimmer - pro Quadratmeter acht Pfennige. Beim Richtfest gab es auch Bier, dem Bauherrn kostete ein Faß 5 Mark. Nach einigen Jahren übernahm die Bohmter Familie Kleinschmidt das Haus, eröffnete hier eine Gastwirtschaft und baute dann 1902 das Postgebäude.

Auch die Sparkasse Osnabrück hat eine Verbindung mit dem Gasthof, befanden sich doch die ersten Geschäftsräume des Geldinstituts zwischen 1908 und 1914 in dem Gebäude. Das Gasthaus mit seiner günstigen Lage wurde unter dem ersten Wirt bald zu einem beliebten Treffpunkt und Aufenthaltsort für viele Gäste aus Bohmte und Umgebung und auch für Durchreisende.

Die Zeitreise geht weiter, am 1. April 1945 erwarb Heinrich Bunselmeyer das Gasthaus mit dem Grundstück. Aber erst am 15. August 1945 konnte er den Gastwirtschaftsbetrieb neu eröffnen, da nach dem Einmarsch der Engländer in Bohmte die Räume besetzt waren. Als nach der Währungsreform - 1949 war die D-Mark geboren - die wirtschaftlichen Verhältnisse besser wurden, ging es aufwärts. 1951 stockte Heinrich Bunselmeyer, der mit seiner Ehefrau Johanna den Betrieb führte, das Gebäude auf und vier Jahre danach erfolgte schon die Modernisierung der Gastwirtschaft. 1972 wurde das Angebot um zwei Kegelbahnen erweitert.

Und dann erfolgte der Generationswechsel: 1974 übernahm Jürgen Bunselmeyer den Gasthof, den er seit dem mit Ehefrau Helga bewirtschaftet. 1989 erfolgte der Saalneubau als Grundlage für eine erhebliche Angebotserweiterung. Die Neugestaltung des Thekenbereiches war eine weitere, ansprechende Veränderung, Modernisierung. Und dann war da noch die Neugestaltung des gesamten Bahnhofbereiches, in die integriert der Gasthof „Zur Post“ nicht nur durch den Biergarten profitiert hat. Als vor 11 Jahren, bedingt durch die Unterführung Bohmte Süd, die Straßenführung geändert wurde - die Bremer Straße verläuft von da an komplett an der östlichen Seite des Anwesens - wurde das Angebot an Parkplätzen erheblich erweitert und die Begrünung des Vorplatzes trägt positiv zum Gesamtbild bei.

Und wenn es das Wetter zulässt, wird sicherlich das stolze Jubiläum auch in dieser Anlage einen schönen Rahmen finden.